Little Miss Ivy by Krisp Caleb

Little Miss Ivy by Krisp Caleb

Autor:Krisp, Caleb [Krisp, Caleb]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-27T16:00:00+00:00


Kapitel 10

Es tat überhaupt nicht weh.

Das war das Erste, was mir auffiel.

Ich war nicht tot.

Das war das Zweite.

Ich kann nicht genau sagen, wie ich auf dem Boden aufgekommen bin. Ich weiß nur, dass mein Arm hinter meinem Rücken verdreht war, als Rebecca und Miss Frost mich am Fuß der Treppe fanden. Miss Frost rollte mich behutsam auf die Seite und befreite meinen Arm.

»Bist du verletzt?«, fragte sie.

»Ganz schlimm«, antwortete ich. Aber als ich wieder halbwegs bei Sinnen war und meine Glieder wieder spürte, war ich verblüfft. Obwohl ich diese große, hohe Treppe hinuntergefallen war, hatte ich mir nichts getan. Nun ja, abgesehen von leichten Kopfschmerzen. Ich blutete nicht einmal. Während Rebecca mir dabei half, mich zu setzen, versuchte ich mich zu erinnern. Ich war oben an der Treppe gestanden. Jemand war von hinten an mich herangeschlichen. Dann war ich gefallen.

Hatte mich jemand gestoßen? Ausgeschlossen! Und doch konnte ich nicht leugnen, dass irgendjemand oben an der Treppe gewesen war.

»Was ist mit deinem Arm, Ivy?«, fragte Rebecca aufgeregt. »Und mit deinem Kopf, Ivy, was ist mit deinem Kopf? Ach, Miss Frost! Es ist so entsetzlich!«

Ich sah, wie Miss Frosts Züge sich verhärteten. »Ja, das ist es«, sagte sie kalt. »Entsetzlich und unnötig. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Deine Beine, Ivy Pocket – kannst du sie bewegen?«

»Ich bin sicher, sie sind gebrochen«, sagte ich ernst. Um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen enttäuscht von mir. Wie kann ein Mädchen eine so große Treppe hinunterfallen, ohne einen einzigen Kratzer davonzutragen? Das war ein Skandal!

Miss Frost tastete meine Beine ab. Ließ mich die Knie beugen, mit den Zehen wackeln und was weiß ich nicht alles. »Dir ist nichts passiert«, erklärte sie.

»Keine Verletzungen?«, fragte Rebecca und strich behutsam eine Strähne aus meinem Gesicht.

»Keine«, sagte Miss Frost.

»Was ist geschehen, Ivy?«, fragte Rebecca. »Kannst du dich erinnern?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht so richtig. Aber es könnte sein, dass mich jemand gestoßen hat.«

Rebecca hielt den Atem an. »Das ist völlig unmöglich.«

Miss Frost warf mir einen finsteren Blick zu. »Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, Ivy Pocket«, sagte sie und stand auf. »Aber ich bin zufällig vorbeigekommen, als du gestürzt bist, und da war niemand oben an der Treppe.«

Die Gouvernante rauschte davon, um Lady Amelia und Lady Elizabeth über den Vorfall zu informieren, versprach jedoch, zurückzukommen und ein feuchtes Tuch für meinen Kopf mitzubringen. Rebecca tastete mich immer wieder ab. Sie schien wie besessen von meinen Verletzungen zu sein. Oder von meinem Mangel an Verletzungen.

Als Miss Frost mit einer Schar Schaulustiger zurückkehrte (unter anderem eine Lady Amelia am Rande des Nervenzusammenbruchs), sagte Rebecca etwas Bemerkenswertes. Besser gesagt, sie flüsterte es. »Wenn sie dich fragen«, raunte sie, als Miss Frost in Begleitung der anderen auf uns zukam, »dann sag, dass du nur von den letzten paar Stufen heruntergefallen bist. Dass es kein tiefer Sturz war.«

Ich sah sie entgeistert an. »Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?«

»Bitte, Ivy«, sagte sie und blickte mich aus ihren dunklen Augen ängstlich an. »Ich kann es dir jetzt nicht erklären.



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